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So viel Verpackungsmüll produziert Deutschland

Verpackungsmüll in Deutschland

Erdbeeren in der Plastikschale, Milch im Getränkekarton, Pizza in der Pappschachtel, bei den deutschen Endverbrauchern wurden nach vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes im Jahr 2019 insgesamt 5,9 Millionen Tonnen Verpackungsmüll eingesammelt.

Die Entsorgungsunternehmen für die ersten Pandemie-Monate einen drastischen Anstieg. Die Gründe sind leicht auszumachen. Aus Angst vor einer Corona-Infektion greifen die Verbraucher wieder vermehrt zu verpackten Lebensmitteln und halten sich generell mehr im eigenen Zuhause auf. Der Lockdown hat zudem das Einkaufsverhalten verändert, mehr Online-Handel bedeutet eben auch mehr Verpackungsmüll.

Zu viel Material, das keiner mehr haben will

Einer Statistik des Bundesumweltamtes nach fielen in Deutschland im Jahr 2018 227,5 Kilogramm Verpackungsmüll pro Kopf an, wovon 108 Kilogramm auf den Endverbraucher entfielen: 98,5 Kilogramm Papier, 39 Kilogramm Kunststoffe, 30 Kilogramm Glas und 47,5 Kilogramm Sonstiges.

Allein bei den Faltschachteln kam es in den ersten neun Monaten des Pandemie-Jahres 2020 zur einem Anstieg von 5,6 Prozent, der Anteil an Altglas stieg um 20 Prozent. Doch der Anstieg ist nur ein Problem. Bislang konnten drei Viertel der eingesammelten Verpackungsabfälle umweltfreundlich recycelt werden. Jetzt aber gibt es zu viel Material, das keiner mehr haben will. Minderwertige Kartonagen lassen den Preis für Altpapier sinken, billiges Erdöl macht die Produktion von neuem Kunststoff lukrativer als den Einsatz von recyceltem Material.

Infografik: 227,5 kg Verpackungsmüll pro Kopf | Statista Mehr Infografiken finden Sie bei Statista

Neues Gesetz, neue Recyclingquote

Deutschland war vor Corona bei der Beseitigung von Verpackungsmüll auf einem guten Weg. Bereits mit der ersten Verpackungsverordnung aus dem Jahr 1991 verpflichtete der Gesetzgeber alle Wirtschaftszweige, die Verpackungsmaterial in Verkehr bringen, dieses auch wieder zurückzunehmen und bei der Entsorgung mitzuwirken.

Tatsächlich werden in Deutschland nach Zahlen des Bundesumweltamtes rund 70 Prozent des Verpackungsmülls recycelt, der Anteil von Papier und Karton liegt bei 87,7 Prozent, Glas bei 83 Prozent und Kunststoff bei nur 47,1 Prozent. Seit 2019 ist ein neues Verpackungsgesetz in Kraft getreten, das eine Recyclingquote von 58,5 Prozent vorschreibt, die bis 2022 auf 63 Prozent steigen soll. Die Berechnung der Quoten erfolgt aber auf einer anderen Basis als bisher, sodass die vom Bundesumweltamt für 2018 genannten Zahlen nicht mit den im Gesetz vorgeschriebenen Quoten vergleichbar sind.

Das Verpackungsgesetz gilt für alle Verpackungen, die in Deutschland in Verkehr gebracht werden. Darunter fallen sämtliche Verkaufsverpackungen, Umverpackungen, Versand- und Transportverpackungen und Serviceverpackungen. Das sind insbesondere Coffee-to-go-Becher, Imbisseinweggeschirr, Brötchentüten und ähnliches mehr. Dabei unterscheidet der Gesetzgeber zwischen systembeteiligungspflichtigen Verpackungen, das sind diejenigen, die typischerweise beim Endverbraucher landen sowie Verpackungen, die im gewerblichen Bereich anfallen. Getränkeverpackungen stellen eine Ausnahme dar. Bevor Hersteller oder Händler ihre Waren in Deutschland in den Verkehr bringen dürfen, müssen sie sich bei der Stiftung Zentrale Stelle Verpackungsregister (ZSVR) registrieren, um sicherzustellen, dass sie einem Entsorgungssystem angeschlossen sind und die Verpackungsabfälle auch wirklich zurückgenommen und verwertet werden.

Finanzielle Anreize für ökologische Verpackung

Ein weiterer wichtiger Aspekt des neuen Gesetzes ist die Verbesserung der Recyclingfreundlichkeit von Verpackungsmaterial. Obwohl die Nachfrage weltweit wächst, will niemand den deutschen Müll mehr haben. China nimmt seit 2017 keinen Plastikmüll mehr aus Deutschland und jetzt wurde auch die Abnahme von Altpapier gestoppt. Seither befindet sich der Altpapierpreis in Deutschland im Sinkflug.

Der Grund dafür ist, dass deutscher Müll so schlecht recycelbar ist. Viele Beschichtungen, Verklebungen und der Einsatz von Lacken macht Recycling schlicht unmöglich, heißt es aus Fachkreisen. Deshalb soll es jetzt finanzielle Anreize für ökologisch gestaltetes Verpackungsmaterial geben. Das dürfte ein Grund dafür sein, dass einige Discounter sich neuerdings an Verwertungsunternehmen von Altverpackungen beteiligen wollen, um so Verpackungen für ihre Eigenmarken aus recyceltem Material zu produzieren.

Mehrweg statt Einweg

Mit Blick auf den zunehmenden Online-Handel wurden schon vor Corona über Mehrwegsysteme für Kartons diskutiert. Ein finnisches Unternehmen brachte wiederverwertbare Kleidersäcke ins Gespräch, die nach der Entnahme der Ware klein zusammengefaltet und bequem als Briefpost an den Händler zurückgeschickt werden können. Zwar liegt die Quote von recyceltem Altpapier in Deutschland mit über 80 Prozent sehr hoch, doch werden die zur Wiederverwertung benötigten Papierfasern mit jedem Recyclingprozess kürzer und weisen damit nicht mehr die nötige Stabilität auf. Außerdem ist gerade in Kartons inzwischen so viel recyceltes Material enthalten, dass es nicht mehr viel zu recyceln gibt. Alternativen sind also zwingend notwendig.

Innovative Ideen für neues Verpackungsmaterial – Forschung und Entwicklung

Die Verpackungsindustrie hat die Zeichen der Zeit längst erkannt und erforscht neue Verfahren und Materialien, die Verpackungen umweltfreundlich und wiederverwertbar machen. So wird mit biologischen Abfällen und Pilzen experimentiert, Getränkekartons könnten in Zukunft aus Zuckerrohr hergestellt werden, statt Plastik kommen Milchproteine zum Einsatz. Nachhaltigkeit spielt auch in der Verpackungsindustrie eine immer größere Rolle. Ziel muss ein vollständig geschlossener Produktionskreislauf sein, ohne den die ehrgeizigen Ziele von Umwelt- und Klimaschutz nicht zu erreichen sind.

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